Donnerstag, 12. Juni 2014

Donnerstag, 12. Juni - Von Nablus nach Jerusalem

Blick vom Hotel auf die Stadt Nablus
Nach einer für manchen unruhigen Nacht - Muezin um halb vier!- gab es einen morgendlichen Rundgang durch die Altstatdt und den Markt von Nablus einschließlich einer 150 Jahre alten Seifenfabrik, die nach Saudiarabien, Jordanien und Italien exportiert. Um 11 Uhr hatten wir einen Termin bei der An Najah Universität in Nablus. Sie überraschte uns durch ihre Größe, Ausstattung und die Zahl der Studenten (20.000), von denen 57 % Frauen sind, in der Mehrheit mit Kopfbedeckung und einem selbstbewussten Umgang mit Formen und Farben.


Die Universität entwickelte sich aus der arabischen Kadoorie-Schule (siehe Israelstudienreise 2012), einer wohltätigen Stiftung des britisch-jüdischen Milliardärs Sir Ellis Kadoorie im 19. Jahrhundert. Heute wird die Uni vor allem mit Geldern aus den Ölstaaten unterstützt. Wir werden informiert von mehreren engagierten jungen Studenten, denen es vor allem darum ging, uns zu zeigen, dass sie aus der schwierigen Situation im besetzten Palästina das Beste machen wollen. Man war stolz darauf, dass wir uns für die Universität interessierten. Nebenbei, der bisherige Präsident Prof. Rami Hamdullah ist nun Regierungschef der neuen Palästinenseregierung, einer Koalition aus gemäßigter Fatah mit eine rMehrheit im Westjordanland und islamistischer Hamas, die 2006 im gaza-Streifen die Wahlen gewonnen hat.
Eingang zur An Najah Universität

An einer Ausfallstraße besuchten wir im dichten Verkehr die Oase der Kirche des Jakobsbrunnens. Hier ruhte Jakob auf der Flucht vor Esau und träumte von der Himmelsleiter. Jesus nahm Wasser von einer Samariterin, einer damals wie heute von den rechtgläubigen Juden verfehmten Gruppe, deren heiliger Berg Garizim in unmittelbarer Nähe liegt. Ein alter orthodoxer Mönch hütet die Stätte.
Teilnehmer beim Mittagessen
Nach einer vom Busfahrer organisierten Mittagspause mit Pitta, Pizza und Fladen, machten wir uns auf dem Weg über die grüne Grenze nach Ostjerusalem.  Der Übergang über den Checkpoint verlief reibungslos. Mauer und Sperrzaun erzeugen ungute Gefühle, es wird ihnen aber eine Reduzierung der Bombenanttentate zugeschrieben. Sie bleiben heftig umstritten. Nach Bezug unserer Zimmer im Golden Wall am Damaskustor, macht sich eine Gruppe gleich auf zu einem Besuch in der Grabeskirche. Auf dem Weg dorthin legen wir einen Halt im Österreichischen Hospiz bei Kaffee oder Cappuccino ein. Die Feiertagsruhe des muslimischen Freitags kehrt ein. Die meisten Geschäfte sind bereits geschlossen. (Inzwischen war aus der Zeitung zu erfahren, dass die Schließung der Geschäfte auch dem Protest gegen die gerichtlich nicht kontrollierte Verwaltungshaft mutmaßlicher palästinensischer Terrorverdächtiger durch israelische Sicherheitskräfte galt. Siehe: Süddeutsche. Eine Lektüre lohnt sich)  Es ist schön, fußläufig alle historischen und biblischen Stätten der Altstadt so leicht und schnell erreichen zu können. Nach dem Abendessen besuchen wir noch die Klagemauer (richtige, weil neutrale Bezeichnung: Western Wall) und das Viertel der Orthodoxen Mea Shearim. Immer wieder sind wir neugierig und dann erstaunt und auch irritiert von diesen so ganz anderen und für uns weitgehend unverständlichen Lebensformen. Dies erzeugt viele intensive Diskussionen auf dem Dach des Hotels im Anblick Goldener Mauern sowie eines Glases Rotweins, Weißweins oder Whiskeys (Wir sind da tolerant.)
Panorama über die Altstadt von Jerusalem vom dach des Österreichischen Hospizes

Grab innerhalb der Rotunde der Grabeskirche
Klagenauer, eigentlich Western Wall

Wie der Zufall oder das Glück es wollten erlebten wir noch das Lichterfest, das das direkt vor unserer Haustür gelegene Damaskustor in märchenhafte Farben tauchte. Ein gelungener Tag geht zu Ende.
Damaskustor im Lichterfest


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