Mittwoch, 11. Juni 2014

Mittwoch, 11. Juni - Tag der Extreme


Unsere erste Station an diesem Tag war die Beth El Industries Gruppe in Zichron Yacov, wo wir vom Leiter Joachim Blind empfangen wurden. Die Gruppe versteht sich als christliches Kibbuz und besteht seit ca. 50 Jahren. Sie ist Weltmarktführer bei Filtertechniken für geschlossene Räume, seien es  Krankenhäuser, Rettungsfahrzeuge oder Panzer. Außerdem stell sie Vollkornbrot, Marmelade, Fruchtsäfte sowie hervorragende Daunendecken (Tati ist begeistert) her. Ein wahrhaft breites Sortiment. Dabei stützt sich die Firma nach eigener Aussage auf den "Segen Gottes". Die Gruppe hat ihren Ursprung im pietistischen Württemberg und ihre Gründung ist auf die Krankenschwester Emma Berger zurückzuführen. Sie orientiert sich religiös sehr stark am Judentum und dem alten Testament. Im Bildungsbereich hat sich die Schule mit eigenen Konzepten, die sich an bundesrepublikanischen orientieren, ihre Anerkennung durch den israelischen Staat erwirkt. Ihren Schwerpunkt sieht sie im Gegensatz zum israelischen Umfeld, wo die Allgemeinbildung mit dem Abitur für möglichst alle angestrebt wird, in der Hinführung ihrer Schüler zu technischen und ingeneurwissenschaftlichen Berufen. Im allgemeinbildenden Bereich stellt die Bibel den zentralen Maßstab auch für das Fach Biologie dar.
Joachim Blind - Vorstand der Bet-El Gruppe (Emma Berger) erläutert das Konzept

Wir aßen die ersten Laugenstange in Israel und hörten zwei Psalmlieder, die durch den Kibbuz eigenen Chor vorgetragen wurden. Wir bedankten uns mit dem Jahrbuch des Karlsruher Seminars.

Nach einer Mittagpause in Megiddo, dem historischen Armagedon, ging es weiter in die palästinensischen Autonomiegebiete mit dem Ziel Jenin. Jenin hat im Zusammenhang des Nahostkonflikts mit der höchsten Zahl an Attentätern selbst eine leidvolle Geschichte, die uns in dem Film von Marcus Vetter "Das Herz von Jenin" vor Ort nahe gebracht wurde. Mit dem Erlös aus dem Film gründete er das Projekt Cinema Jenin, bei dem wir zu Gast sein durften und leider die einzigen Gäste waren.




Bild von Juliano Mer-Khamis im Cinema Jenin
Im Anschluss fand ein Gespräch mit Projektverantwortlichen über die Projektentwicklung seit Entstehung des Filmes statt. Es ging dabei auch um den 2011 ermordeten Juliano Mer-Khamis, den Sohn einer jüdischen Mutter und eines palästinensischen Vaters, der wie das Cinema Jenin mit seinem Freedom Theater die zivilgesellschaftliche Basis der palästinensischen Gesellschaft stärken und die Besatzung bekämpfen wollte. Er führte nach eigenen Worten ein gefährliches Leben zwischen allen Stühlen. Seine Ermordung wird der islamistischen Hamas zugeschrieben, die eine künstlerisch-demokratische Öffnung der Gesellschaft offensichtlich nicht ertragen konnte. Bei unserer Reise 2010 trafen wir auf eine Gruppe Tübinger Aktivisten, die zur Eröffnung des Jenin-Projektes anreisten und in Abrahams Herberge in Beit Jala übernachteten. Dem Projekt wären auch heute mehr Interessierte zu wünschen. Eine Einladung zum Verbleib bei dem am Abend stattfindenden Festival mussten wir ablehnen, da uns unser Weg weiter nach Nablus, dem biblischen Sichem, führte.



Nablus bei Nacht
Auf verschlungen Wegen fanden wir schlussendlich auch unser Hotel, wo der Tag bei angeregten Gesprächen nach einem Rundgang durch die nächtliche Stadt und einer süßen Nachspeise ausklang.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen